Die Isolierung einer Aluminium-Yacht

Über die „richtige“ Isolierung einer Metall-Yacht wurde ja schon viel geschrieben und in Foren diskutiert. Im Grund gibt es nur wenige (theoretische ) Möglichkeiten:

  • Schaumplatten wie Styropor
  • PE-Schaumstoff
  • Steinwolle
  • PU-Schaum

Die Isolierung sollte zwei Aufgaben erfüllen:

  1. Verhinderung von Wärmeverlust beim Heizen bei kalter Witterung und Schutz vor Aufheizen durch Sonneneinstrahlung im Sommer.
  2. Vermeidung von Schwitzwasser durch Kältebrücken. Die Isolierung muss so ausgeführt werden, dass im Schiff kein Wasserdampf an die kalte Metalloberfläche gelangen kann.
  3. Das Isoliermaterial sollte keine oder nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen.

Die erste Anforderung kann noch mehr oder weniger von allen 4 Möglichkeiten erfüllt werden. Es spielt nicht die entscheidende Rolle, ob die Isolierung bis in die letzte Ecke und den letzten Winkel reicht. Notfalls muss eben ein wenig mehr geheizt werden.

Entscheidend ist die zweite Anforderung. Gelingt es mit dem gewählten Isoliermaterial, alle (!) Kältebrücken und somit Kondenswasser zu vermeiden? Bei der Isolierung mit Schaumplatten, PE-Schaum oder Steinwolle könnte das nur mit einer zusätzlichen Kunststoff- oder Aluminiumfolie als Dampfbremse erreicht werden. Wichtig dabei ist, das nirgends (!) nur die kleinste Lücke in der Sperrfolie auftritt. Bei einem Loch in der Dampfbremse zieht der Wasserdampf in die Isolierung, gelangt an die kalte Metall-Außenhaut, kondensiert dort und läuft als Kondenswasser herunter oder durchnäßt die Isolierung.

Da es schon schwierig ist, zum Beispiel ein Dach ( eine plane Fläche mit wenigen Unterbrechungen und Wandanschlüssen) mit einigen Dachfenstern mit einer Dampfsperre perfekt abzudichten, halte ich den Versuch, die Innenhaut einer Metall -Yacht mit all den Spanten, Wrangen, Ecken und Winkeln dampfdicht zu isolieren, für hoffnungslos. Das bedeutet, dass auch bei größter Sorgfalt immer mehr oder weniger Lücken verbleiben, durch die der Wasserdampf in die Isolierung gelangt und kondensiert. Die Isolierung durchfeuchtet, es bildet sich Schimmel und Rott.

Diese Nachteile lassen sich durch PU-Schaum vermeiden. Der geschlossenzellige Schaum wird vollflächig und lückenlos auf der Innenschale aufgesprüht. Der Schaum kann in alle Winkel und Ecken aufgebracht werden und ergibt eine geschlossene Oberfläche. Kältebrücken können nicht entstehen. Der Wasserdampf kann nicht mehr an die Metallflächen gelangen.

Aufgrund dieser Vorteile habe ich mich für eine Isolierung mit PU-Schaum entschieden. Die Isolierung wurde innerhalb eines Tages von Ratering Isolierung zuverlässig und sorgfältig aufgebracht. Dies bedeutete auch eine enorme Zeitersparnis für mich.

Da die Isolierung vollflächig aufgesprüht wird und hinterher der Metallrumpf unter einer bis zu 70 mm dicken Schicht von PU-Schaum verschwindet, muss vor der Isolierung der weitere Ausbau geplant sein, damit vorher die nötigen Blindhölzer für den weiteren Ausbau angebracht werden können.

Zuerst habe ich mir überlegt, wo ich Blindhölzer für den weiteren Innenausbau benötige und diese dann mit Epoxidharz auf das Aluminium geklebt. Ich hatte dabei ein paar mal Holz an die falsche Stelle geklebt und musste es wieder wegreißen. Dabei konnte ich feststellen, wie fest die Alu – Holz – Verbindung war: Beim Wegbrechen riß das Holz in der Faser, die Klebeverbindung hält bombenfest.

Nun einige Bilder von der Vorbereitung, dem Auftrag des PU-Schaums und der Nacharbeiten:

Nachdem alle Blindhölzer angeklebt waren und 2 mal mit Epoxidharz versiegelt wurden, habe ich das Kasko innen mit einem Hochdruck-Reinigungsgerät vom Staub gereinigt.

Portlights Achterkabine

 

Die Portlights der Achterkabine mit Blindhölzern.

 

 

 

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Die Bugkabine mit Portlight und Blindhölzern.

 

 

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Der Durchgang vom Salon nach achtern.

 

 

 

 

 

Nach der Hochdruckreinigung mussten alle zu isolierenden Flächen trotzdem noch mit einem feuchten Lappen nachgewischt werden, da der Schweißdampf mit dem Hochdruckreiniger allein nicht zu entfernen war. Als das Kasko innen wieder trocken war, wurden alle Flächen entfettet. Ich habe dazu Pantasol von Pantera verwendet. Pantasol gibt es in der Sprühdose, braucht nur aufgesprüht und dann mit sauberen Papiertüchern abgewischt werden.

Danach kam eine mühselige Arbeit: Abkleben aller Blindhölzer!

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Die abgeklebten Blindhölzer.

 

 

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Dann noch den Boden und alle Teile, die nicht isoliert werden sollten, mit Plastikfolie abdecken.

Nun konnten die Männer der Isolierungsfirma kommen.

 

 

 

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Der Teil links ist schon isoliert, der Teil rechts vom Arbeiter noch nicht.

 

 

 

 

 

 

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Das Vorschiff ist fertig.Alles zusammen dauerte ca 6 Stunden.

 

 

 

 

So sah es aus, als das Auftragen des PU-Schaumes beendet war.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun war ich wieder gefragt. Alle Blindhölzer mussten wieder freigelegt werden.

 

 

An Stellen, an denen der Schaum zu dick aufgetragen war, musste der überschüssige Schaum entfernt werden.

 

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Diese Arbeit geht hervorragend, schnell und präzise mit einem Fein-Multimaster, da sich das Material gut schneiden und sägen läßt. Nachteilig ist nur der entstehende sehr feine Sägestaub. Es geht nur mit Atemschutz.

 

 

 

 

Da der PU-Schaum mit einer Sprühpistole mit einem Sprühkegel von ca 25 cm aufgetragen wird, war es trotz aller Sorgfalt nicht möglich, in alle Winkel und vor allem Hinterschneidungen zu kommen. Es gab einige Stellen, die nachgearbeitet werden mussten. Dies ist leicht möglich mit Froth-Pak von Dow Chemicals. Foth-Pak ist ein 2-Kompoinenten PU-SChaum, der mit der Sprühpistole einfach aufgebracht werden kann. Der Schaum ist innerhalb weniger Minuten ausgehärtet und haftet auch problemlos an der Decke. Damit habe ich alle kleinen Stellen ausgebessert.

Mein erstes Fazit:

Die Isolierung wurde vollflächig und lückenlos aufgetragen. Es ging schnell. Zum Abkleben der Blindhölzer und anschließend wieder Freilegen, Entfernen des überschüssigen Schaumes und weiterer Nacharbeiten benötigte ich ca. 1 Woche. Wenig Zeitaufwand für eine komplette Isolierung. Ich bin zufrieden.

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7 Gedanken zu „Die Isolierung einer Aluminium-Yacht

  1. Haben Sie den kompletten Rumpf isoliert oder nur den Salon Bad Schlafräume? Also auch Motorraum Backskiste und Heck? Mfg Martin Hagemann Der Beitrag mir geholfen, da Ich gerade die komplette verschimmelte PE Isolation samt Inneneinrichtung entferne.

    • Isoliert wurde der gesamte Wohnraum vom Heck bis zur Vorpiek oberhalb der Bodenwrangen. Die Bilge blieb unisoliert. Da der Motor mitten im Schiff liegt, befindet sich der Motor im isolierten Bereich. Die Bereiche, die nicht Wohnzwecken dienen (Backskisten hinten steuer- und backbord, Vorpiek) erhielten keine Isolierung.

  2. Hallo ,

    Sehr schöner Beitrag das isolieren mit dem pu Schaum .

    Kabel und Rohre haben sie die nach der Isolierung eingebaut beziehungsweise gezogen ?

    • Die Kabel und Rohre/Schläuche habe ich erst nach der Isolierung eingebaut. Nötige Vertiefungen für Schläuche lassen sich problemlos aus dem PU-Schaum herausschneiden oder fräsen, Leerrohre kann man mit MS-Kleber einfach ankleben

  3. Ich habe selbst ein Boot aus Aluminium und möchte dieses besser isolieren. Wie Sie erwähnen, sollte die Isolierung in beide Richtungen funktionieren, also nicht nur die Wärme speichern können. Wie Sie erwähnen ist bei der Nutzung von Sperrfolie unbedingt auf eine lückenlose Anbringung zu achten. Vielen Dank für Ihren Beitrag!

  4. Hallo zusammen
    Als ich vor 30 Jahre meine Segelyacht ausgeschäumt habe, hatte mir die doch recht mechanisch instabile Oberfläche der Schäumung nicht gefallen.
    Deshalb mein Tipp: Wenn die Schrankwände usw eingebaut sind, ein Polyestergewebe besorgen und dieses auf die Schaumflächen auf kleben.
    Ich habe aus Kostengründen Polyester Gardienen verwendet.
    Dazu habe ich ein Mittel benutzt mit dem man Häuser, die zu Rissbildung neigen, streicht und mit dem Polyestergewebe verstärkt.
    Es funktioniert einfach und hinterlässt eine saubere abwaschbare und mechanisch feste Oberfläche.
    Einfach das Mittel mit Pinsel auftragen Das Polyestergewebe in die nasse „Farbe“ legen und nach antrocknen das Gewebe einstreichen.

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